Beginn der Pilgerwanderung: Dienstag, 06. September 2022
Treffpunkt: Tregister Dorfkapelle, 07:00 Uhr
Wanderführer: Peter Raudner
Pilgerwanderung
Warum pilgert man nach Mariazell? Wallfahrtsorte gibt es viele. Warum sich gerade Mariazell bei Pilgern als so beliebt erweist, ist geschichtlich nicht erklärbar: „Man weiß das eigentliche Geheimnis nicht. Es gibt keine klassische Szene: Mariazell ist irgendwie ein geheimnisvoller Ort und das Wunder ist, dass die Menschen kommen.
Auch wir von der Naturfreunde Voitsberg haben die Basilika Mariazell auserwählt. Bei der Pilgerwanderung geht es auch um die Erfahrungen auf den Weg dorthin.
Über 5 Tage haben wir die Pilgerwanderung nach Mariazell in Angriff genommen. Der Start erfolgte in Tregist bei der Dorfkapelle.
- Tag: Die Pilgerwanderung begann für uns von zu Hause. Treffpunkt war die Tregister Dorfkapelle. Nach dem sinnreichen Spruch „Der Weg“, vorgetragen von unserer Christl Böhmer machten wir uns auf unseren Weg. Ein Kurzbesuch bei der Familie Haschberger war fix eingeplant. Wir wurden mit Getränken und einem Schwarzbeer- Schnapserl willkommen geheißen. Unterwegs sichtete Anni zwei knackige Pilze. Diese konnte sie nicht stehen lassen. Gut angebraten bekamen wir diese Köstlichkeit zum Abendessen im Gleinalm-Schutzhaus serviert. Der erste Tag fand einen schönen Ausklang im Schutzhaus bei gutem Essen und einem kühlen Bier. Das Wanderwetter war sehr schön. Kurz nach der Ankunft im Schutzhaus begann es zu regnen. Wanderstrecke: Tregist – Schrapfberg – Groß Hagen – Luckner – Wilhelm – Römaskogel – Pfaffenkogel – Wh. Hlg. Wasser – Wh. Kühberger – Tiefsattel zum Gleinalm-Schutzhaus.
- Tag: Weiter ging es vom Gleinalm-Schutzhaus über den Schwalbensteinbach – Kreuzsattel – Eiblkogel (Kreuz) – Fensteralm – Wurzegg – Herrenkogel – drei Pfaffen und Eisenpaß zum Hochangerschutzhaus der Naturfreunde OG. Bruck/M. Gegen 07:15 Uhr brachen wir bei herrlichem Wetter auf. Beim Anstieg auf den Eiblkogl begleiteten uns ein Rudel Gämse. Vor der Fensteralm folgten wir einen Hinweis eines Almers um an Wasser zu kommen. Wir bogen nach einer Geländekuppe links ab und gingen neben einen Weidezaun entlang bis wir zu einer Wasser-Tränke kamen. Ein herrliches Platzerl für die Auffüllung unserer Getränkeflaschen und für eine kurze Jausenpause. Nach der Stärkung ging es weiter auf die Hochalm, wo wir ein Gewitter in der Umgebung abwarteten. Dafür kam starker Regen auf, welcher uns bis zum Hochanger-Schutzhaus begleitete. Am Hochanger Schutzhaus angekommen, erwartete uns eine warme Stube. Die nass gewordenen Schuhe stellten wir vor dem Ofen ab und die nassen Gewänder konnten wir auf der Schmiedeeisenstange über den Herd zum Trocknen aufhängen. Ein kühles Bier und ein gutes Abendessen ließen den anstrengenden Tag ausklingen. Auch hier gab es wegen Wassermangel keine Duschgelegenheit.
- Tag: Die Pilgerwanderung begann wieder bei schönem Wetter. Der Abstieg nach Bruck/M, der Weg über den Schinitzkogl nach Kapfenberg und der Anstieg auf den Pötschen verlief ohne Vorkommnisse. Kurz vor Parschlug blockierten umgefallene Bäume auf einer Länge von ca. 20 Metern unseren Weg. Ein Umgehen war nicht möglich. Fredi kletterte als erster auf die Baumstämme und knickte einige Äste, damit wir uns mit unseren Rucksäcken darüber Händeln konnten. Ein anstrengendes Unterfangen, das auch sehr viel Zeit in Anspruch nahm. Ein Forstweg führte hinab ins Tal wo wir auf ein gut besuchtes und uriges Landgasthaus stießen. Das hat uns zu einen kurzen Stopp veranlasst. Die kühlen Getränke taten uns nach dem Vorkommnis gut. Die Gäste waren sehr erstaunt über unsere herausfordernde Pilgerwanderung und wünschten uns alles Gute für den noch bevorstehenden Weg. Der Wirt verabschiedete uns mit einer Runde Stamperl. Es folgte der Marsch hinauf zum Kreuz Kasereck. Es regnete inzwischen und der Wanderweg sollte uns hinunter nach Wappenstein-Hammer führen. Als wir etwas mehr als einen Kilometer unterwegs waren mussten wir feststellen, dass eine neue tiefergelegte Forststraße den in der Karte bezeichneten Kaserecker Wanderweg abtrennte. Wir gingen ca. 500 Meter retour, bis wir an die Einmündung einer weiteren Forststraße kamen die in unsere gedachte Richtung führte. Laut WanderApp verlief unser Weg aber ca. 100 Meter parallel links der Forststraße und um die 50 Höhenmeter tiefer. Wieder war es Fredi der den steilen Waldhang, welcher mit vermorschten und durch den Regen glitschigen Holzstämmen versehen war, vorausging. Der Regen erschwerte noch den Abstieg. Als wir den planmäßigen Weg erreichten, waren wir überrascht über dessen guten Zustand und folgten diesen bis ins Tal. Nach 14 Stunden erreichten wir bei voller Dunkelheit (21:15 Uhr) unser Quartier „Frühstückspension Gierlinger“ in Alfenz Kurort. Ein herausfordernder Tag, welcher uns viel Substanz abverlangte. Wegstrecke: Aflenz Kurort über Hoferauer – Jagerbauer – St. Martin – Pönegg – Kaiser – Wappensteinhammer – Fölz zur Pension Gierlinger. Obwohl der Pensionsinhaber, ein echter Wiener, uns bei der Ankunft mit der Aussage „Ihr kommt zu spät, wir haben bereits zugesperrt“ nervte, entschädigte das warmherzige Verhalten seiner Gattin das unqualifizierte Auftreten ihres Mannes. Hier gab es auch die erste Duschgelegenheit.
- Tag: Nach einen üppigen Frühstück ging es über Jaurin – Feistringgraben – Hackentörl – Enzianhütte – Seewiesen – Seeleiten – Almriegel – Kastenriegel und Prinzensteig zur Graualm-Hütte. Ab Jauring war unser Weg bis zum Seeberg mit Tafeln „Auf den Spuren der Pilger und Wallfahrer“ gekennzeichnet. Im Alpengasthaus Schuster in Seewiesen stärkten wir uns mit einer Kaspressknödelsuppe für den bevorstehenden Anstieg auf den Seeberg. Volle Konzentration aber und viel Energie erforderte der steile Aufstieg nach Seeleiten auf 1.800 m. Die Beschaffenheit des Weges ist aus den folgenden Bildern erkennbar. Ein weiters Highlight war die Graualmhütte, die wir bei Regen erreichten. Der Almer Willi servierte uns nicht nur eine sehr gute Gulaschsuppe mit Semmelknödel, er erzählte uns auch Interessantes vom täglichen Leben auf der Alm. Als wir ihn sagten, dass wir den Weg hinunter nach Kastenriegel gehen wollen, teilte er uns mit, dass der schwierige Abstieg durch den Regen nicht möglich ist. Das wäre zu gefährlich. So planten wir den Umweg zur Steinschale über Goldrad. Die Nacht verbrachten wir in der Hütte nebenan. Auf Stockbetten schliefen wir nach dem harten Tag wie die Murmeltiere. Waschgelegenheit: Ein Eimer kaltes Wasser. Nächtigung im Massenlager (Stockbetten).
- Tag: Der Tag begann mit der Versorgung unserer Wunden und einen Almen-Frückstück. Da die Nacht trocken blieb, meinte Willi, das jetzt ein Abstieg möglich sei. Wir sollten aber vorsichtig sein. So folgten wir, nach der Verabschiedung von Willi, unseren vorgegebenen Weg, der steil hinunter nach Kastenriegel führte. Nach der Steinschale gingen wir den Brunnengraben entlang. Hier befindet sich das Quellenschutzgebiet der Stadt Wien. Zum Mittagsessen kehrten wir beim Gasthof Kohlhofer in Gußwerk ein. Wir genehmigten uns eine heiße Suppe. Das nächste Ziel war Rasing, von wo wir erstmals unser Pilgerziel, die Basilika Mariazell im Hintergrund sehen konnten. Sehr emotionell war für uns beim Eintreffen in Mariazell die Sicht auf die Basilika. Ein Höhepunkt stellte die Messe in der Basilika dar. Am Beginn der Messe wurden wir als Pilgergruppe der Naturfreude Voitsberg begrüßt. Wir wollten aber die Basilika nicht ohne ein Foto mit der „Geistlichkeit“ verlassen. Dazu mussten wir den Pfarrer, der bereits auf den Weg zur Sakristei war, anhalten. Gerne war er für ein gemeinsames Foto mit uns bereit. Zum Abschluss hat er uns und die mitgebrachten Kerzen sowie die zuvor gekaufte Statue „Heilige Maria mit Kind von Mariazell“, welche ich für das neue Zirbenwohnzimmer gekauft hatte, gesegnet. Die Pilgerwanderung ließen wir im Hotel der „Drei Hasen“ mit einem gemeinsamen Abendessen ausklingen. Einstimmig wählten wir ein Wiener Schnitzel mit Pommes und gemischten Salat.
Wanderstrecke des letzten Tages führte über Kastenriegel – Steinschale – Pretal – Brunngraben – Sperhof – Gußwerk und Rasing zur Basilika Mariazell.
Obwohl die fünf Tage sehr anstrengend, ereignisreich und herausfordernd waren, kam keine Sekunde ein Zweifel auf, dass wir es nicht schaffen könnten. Sehr stolz waren wir Männer auf unsere Frauen. Es war eine Freude stets zu beobachten, wie Rosi und Anni sich wie die Gamserl bewegten und über die gesamte Wegstrecke hinweg zielstrebig und frohen Herzens dahin marschierten.
Zu erwähnen ist noch die Heimreise am Sonntag, dem 11.09.2022. Per Regio-Bus fuhren wir nach Kapfenberg, mit der ÖBB über Bruck nach Graz und mit der GKB nach Voitsberg. Abfahrt in Mariazell um 08:15 Uhr. Ankunft in Voitsberg: 11:49 Uhr. Freizeittarif: € 11,00 für die gesamte Strecke. Mit dem Mittagsessen im Cafe Bahnhof Express endete endgültig unsere Pilgerwanderung. Kleinböck Renate war so nett uns nach Hause zu fahren. Dafür herzlichen Dank.
„Berg frei“
Peter Raudner, Wanderführer
Verabschiedung
Mit dem folgenden Spruch „Der Weg“ wünschte uns Böhmer Christl alles Gute für die Pilgerwoche.
Auf dem Weg
Es gibt viele Wege. Wir stehen vor Entscheidungen. Welchen Weg
Gehen wir? Nach rechts oder links? Den geraden, asphaltierten Weg?
Oder den über Stock und Stein? Vielleicht suchen wir einen neuen Weg.
Mal ist der asphaltiert, mal unwegsam.
Du hast Recht, wenn du sagst: Diesen oder jenen Weg gehe ich nicht!
Aber du hast Recht, wenn du hinzufügst: Weil ich alleine bin! Denn du
sollst nicht alleine gehen.
Jede und Jeder, der sich auf den Weg macht, braucht Weggefährten.
Gemeinsam handeln, gemeinsam entscheiden, einander anvertrauen,
Befürchtungen, Hoffnungen und Träume teilen.
Wir sind „Unterwegs-Gefährten! Auf einem Weg in Freude und Trauer,
Sonne und Regen. Ein Begleiter ist uns immer sicher. Gott ist mit uns
Unterwegs. Immer. Ich, du wir sind nie allein.
4 Teilnehmer:
Hausmann Alfred, Rosi; Höller Anneliese; Raudner Peter.
Technische Infos:
1. Pilgertag ‐ 6. September 2022
Wegstrecke: 29,8 km, reine Gehzeit: 7h 34min, Gesamtzeit in Bewegung: 10h 23min, Höhenmeter: bergauf 1.634m, bergab 507m
2. Pilgertag ‐ 7. September 2022
Wegstrecke: 31 km, reine Gehzeit: 8h 27min, Gesamtzeit in Bewegung: 11h 49min, Höhenmeter: bergauf 1.317m, bergab 1.612m
3. Pilgertag ‐ 8. September 2022
Wegstrecke: 34,3 km, reine Gehzeit: 8h 58min, Gesamtzeit in Bewegung: 14h, Höhenmeter: bergauf 1.241m, bergab 1.826m
4. Pilgertag ‐ 9. September 2022
Wegstrecke: 20,5 km, reine Gehzeit: 6h 18 min, Gesamtzeit in Bewegung: 9h 41min, Höhenmeter: bergauf 1.525m, bergab 772m
5. Pilgertag ‐ 10. September 2022
Wegstrecke: 20,5 km, reine Gehzeit: 5h 14 min, Gesamtzeit in Bewegung: 7h 22min, Höhenmeter: bergauf 400m, bergab 1.036m